Ernährung von Tumorpatienten: Kombination verschiedener Therapien gezielt einsetzen - Klassischen Tumorpatienten gibt es nicht - Workshop auf der edi 2007

Berlin, März 2007 - Die Ernährung von Tumorpatienten erfordert eine Kombination verschiedener Ernährungstherapien und eine individuelle Einstellung auf die persönliche Situation des Patienten. Manuela Freudenreich, Ernährungsberaterin an der Charité in Berlin, stellte in einem Workshop auf dem Stoffwechselkongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM e.V.) edi 2007 in Berlin (23./24.02.2007) erfolgreiche Strategien bei der Ernährung von Tumorpatienten vor. "Es gibt keinen klassischen Tumorpatienten," sagte sie vor über 80 Teilnehmern des Workshops. Vielmehr sei es notwendig, verschiedene Therapien zu kombinieren und nicht an einer alleine festzuhalten. So könne eine Kombination von oraler Ernährung, Supplementen, enteraler und parenteraler Ernährung für einige Patienten sinnvoller sein, als nur auf ausschließlich eine Komponente zu bauen.

Notwendig ist zunächst eine genaue Erhebung des Ernährungsstatus des Tumorpatienten. Dabei sind der optische Eindruck (Muskelstatus an Armen und Beinen sowie Schläfen und Wangen) und der Gewichtsverlauf wichtige Marker. Der Body-Mass-Index (BMI) sei bei Tumorpatienten nicht notwendigerweise das beste Kriterium, da er durch Wassereinlagerung ein sehr verzehrtes Bild darstellen könne. Vielmehr gelte es, eine gezielte Ernährungsanamnese durchzuführen und nach Formeln die notwendige Kalorienzahl für Tumorpatienten zu berechnen. Für bettlägerige Patienten gilt als Faustregel: pro Kilogramm Körpergewicht sollten 25 Kilokalorien berechnet werden, bei mobilen Patienten erhöht sich die Zahl auf 30 Kilokalorien. Soll der Patient während der Erkrankung zunehmen, so müssten täglich 200 bis 250 Kilokalorien zusätzlich gegeben werden. Die Fettzufuhr sollte mehr als 35 Prozent betragen und die Empfehlung für die Eiweißgabe lautet ein bis zwei Gramm je Kilogramm Körpergewicht.

Hintergrund für diese Nährstoffverteilung ist, dass Tumorpatienten eine erhöhte Fettoxidation vorweisen und häufig das über die Nahrung zugeführte Fett anders verbrennen als gesunde Menschen. Wichtig ist deshalb auch eine Ernährung mit omega-3 Fettsäuren z.B. aus Rapsöl und Fisch. "Diese Fette sollen einen positiven Einfluss bei Tumorpatienten haben, die durch den Krebs an Gewicht verlieren," sagt Manuela Freudenreich. Außerdem regen sie den Appetit an und wirken entzündungshemmend. Erstes Ziel sei es, bei Tumorpatienten zumindest eine Gewichtserhaltung zu erreichen. Wichtig sei es auch, die Angehörigen mit in die Ernährungstherapie einzubeziehen. Deshalb gibt es in der Charité Schulungen für Angehörige und betroffene Patienten, in denen sie lernen, kleinere Portionen zu kochen, störende Essensgerüche zu vermeiden und das Essen wieder attraktiver zu machen. Jede Form der Ernährungstherapie sollte auch nach Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus zu Hause durchführbar sein.

Ansprechpartnerin
Charité Berlin
Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie
Manuela Freudenreich
e-mail: manuela.freudenreich [at] charite.de